Erfolgreiche wertschätzende Konfliktlösung
Auch der Partner streitet nicht gern
Stellen Sie sich vor, ein Mensch mit Agoraphobie (Platzangst) streitet mit jemandem, der Klaustrophobie (Raumangst) hat. Beide haben Angst - aber aus ganz unterschiedlichen Gründen. Sie können sich unendlich lange darüber auseinander setzen, warum ein enger Raum etwas ganz Tolles oder etwas ganz Schlimmes ist. Sie werden sich nicht einigen können. Sie können sich aber darüber verständigen, dass sie beide gleich viel Angst in unterschiedlichen Situationen haben. Anzuerkennen, dass es dem Partner mit der aktuellen Auseinandersetzung genauso schlecht geht wie einem selbst, kann einen destruktiven in einen konstruktiven Streit verwandeln.
Wenn zwei das Gleiche erleben, erleben sie nicht dasselbe
Beide Partner haben unterschiedliche Filme über den strittigen Ablauf im Kopf.Das hat überhaupt nichts mit lügen oder auch nur leugnen zu tun, sondern beide erleben eine Situation unterschiedlich und filtern andere Aspekte heraus. Es hat deshalb gar keinen Sinn, darüber zu streiten, "was wirklich war". Wenn man hingegen feststellt: "Erstaunlich, wie du es so anders erleben konntest", wird auch der Partner eher diese Haltung einnehmen können. Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen, um die beiden Wahrheiten konstruktiv zu einer gemeinsamen zusammenzufügen.
Prüfen: Habe ich wirklich in allen Punkten Recht?
Ich gebe meine Position nicht auf, wenn ich einräume, dass ich an einer bestimmten Stelle etwas falsch gemacht habe. Tatsächlich hilfreich ist es, wenn an dieser Stelle bestimmte Punkte angesprochen werden. Je genauer gesagt wird, was falsch gemacht wurde, desto eher kommt das Zugeständnis beim anderen an. Ein Satz, der mit "Das stimmt, an der Stelle hätte ich anders handeln können" anfängt, kann einen Streit schnell in die konstruktive Zone bringen. Besonders, wenn als Nächstes nicht gleich ein "Aber du hast ja schließlich auch ...", sondern ein "Ich will versuchen, in Zukunft mehr darauf zu achten" folgt. Danach ist es viel leichter, dem anderen auch den eigenen Ärger verständlich zu machen.
Dem Partner zuzuhören, ist eine Grundvoraussetzung für konstruktive Auseinandersetzungen
Ein Streit verläuft in aller Regel lösungsorientierter, wenn dem anderen wirklich zugehört wird. Das heißt, die Haltung "Ich weiß sowieso schon, was er will" sollte abgelegt werden, um stattdessen darauf zu achten: Was meint mein Partner in dem Moment tatsächlich? Viele formulieren schon, während der Partner noch spricht, ihre Antwort im Kopf. Bereits bei seinen ersten Worten glauben sie zu wissen, was er gleich sagen wird, und deshalb bemühen sie sich auch nicht, weiter zuzuhören. Dadurch verpassen sie, Punkte wahrzunehmen, in denen der Partner sich vielleicht doch weiterentwickelt hat. Erfahrungen zeigen, dass sehr wohl gespürt wird, ob einem zugehört wird oder ob gegen die Wand geredet wird. Wenn gemerkt wird, dass das Gegenüber ein offenes Ohr hat, wird dieser selbst verständnisvoller und die vorgebrachten Argumente werden automatisch konstruktiver.
Jeder sieht den anderen, aber keiner das große Ganze der Beziehung
Beide Partner wissen nicht, welchen Gesichtsausdruck sie in einer bestimmten Situation hatten, wie sie geklungen haben und in der Regel auch nicht, was sie gesagt haben. Man weiß nur, was man sagen wollte und was man glaubt, vom anderen gehört zu haben. Das Zusammenspiel mit dem Partner ist für beide nicht sichtbar. Nur ein Dritter kann erkennen, wie der abschätzige Blick des einen - der ihm sicher nicht bewusst ist - immer wieder die zynische Bemerkung des anderen - die dieser für humorvoll hält - hervorruft. Wenn beide akzeptieren, dass sie nicht den vollen Durchblick haben, sondern jeder nur einen Teil des Geschehens sehen kann, werden beide eher bereit sein, die konträre Sichtweise des Partners anzuhören. Mit der Zeit wird aus den Teilperspektiven ein konstruktives Ganzes werden.
Ein klärendes Gespräch gelingt erst, wenn die anfängliche Wut verraucht ist
Ist man emotional aufgewühlt, fällt es sehr schwer, ein konstruktives Gespräch zu führen. Es geht dabei meist noch mehr Zuneigung zu Bruch, als bereits durch den ursprünglichen Streit verloren gegangen ist. Viel besser ist es, sich die Verletzungen anzusehen, wenn die erste Wut verraucht ist. Dann sollten beide Partner zu einem klärenden Gespräch zusammenfinden.
Vermeiden Sie abfällige Bemerkungen
Der Tod jedes konstruktiven Streits sind abfällige Bemerkungen. Eine Diskussion kann noch so lösungsorientiert geführt werden, eine abschätzige Bemerkung, Andeutung oder Geste macht die Aussicht auf Verständigung sicher zunichte. Denn dann dreht sich jede Auseinandersetzung sofort in die entgegengesetzte Richtung. Moderne Neurobiologie zeigt, dass eine verletzende Bemerkung im Gehirn an der gleichen Stelle ihre Wirkung zeigt, wie ein körperlicher Schlag.